thumb_facebook
twitter
instagram

thumb_rsslogo
             
Kalender
Vereine & Verbände








swiss-orienteering

olregiowil170

norska170
martin-hubmannfanclub-hubmann
  

Gedanken & Fakten zur Saison 2008

Image

Image

Das Jahr 2008 war mit Abstand meine erfolgreichste OL-Saison bisher. Mit dem Weltmeistertitel und dem Sieg im Gesamtweltcup konnte ich zwei meiner Träume verwirklichen. Der Aufwand der letzten Jahre und der Entscheid es als OL-Profi zu versuchen zahlten sich nun voll und ganz aus. Hier ein paar Überlegungen und Gründe dazu...

 

Wettkampfsaison 2008

Nach einem nicht ganz geglückten 2007 startete ich mit grossen Ambitionen in die neue Saison. Eine Analyse der Zielsetzungen zeigt mir aber, dass meine eigenen Erwartungen nicht zu hoch waren, denn mit wenigen Ausnahmen konnte ich alle Rangziele erreichen oder übertreffen. Nach einem tollen Wintertraining war ich bereits im Frühling in einer guten Verfassung und ich konnte das auch bei diversen Wettkämpfen bestätigen. Das gab mir natürlich immer wieder Auftrieb und stärkte den Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Beim Planen der Saison 2008 entschied ich mich zusammen mit meinen Trainern, auf drei Saisonhöhepunkte zu setzten: EM, WM und Weltcupfinal. Das einzige Problem bestand darin, dass dazwischen das (Weltcup-)Programm auch ziemlich dicht war und es somit schwierig war, sich über längere Phasen voll auf das Training zu konzentrieren. Trotzdem reizte es mich, alle Wettkämpfe zu bestreiten.

Im Mai reiste ich dann sehr zuversichtlich an die EM nach Lettland. Das Gelände war äusserst anspruchsvoll und ich kam gut damit zurecht: Drei Silbermedaillen und ein 4. Rang über die Mitteldistanz waren mehr, als ich erwartet hatte. Ich war sehr zufrieden mit diesen Resultaten auch wenn ich damit das Image des ewigen Zweiten weiter verstärkte und danach vermehrt von den Medien und anderen Leuten darauf angesprochen wurde. Wichtig war für mich aber, dass der Fahrplan Richtung WM stimmte und ich weiter an Selbstvertrauen tanken konnte. Verzweiflung wegen den vielen Silbermedaillen machte sich nie breit, vielmehr konnte ich den Glauben an Gold mit jeder Medaille stärken.

Knapp zwei Monate später stand bereits die WM auf dem Programm. Zum ersten Mal wurde ich für alle vier Disziplinen selektioniert und durfte damit ein strenges Wochenprogramm absolvieren. Nach einem ausgezeichneten Auftakt im Sprint (2. Rang) und einem guten 4. Rang über die Mitteldistanz, hätte ich eigentlich zufrieden sein können, aber die Gedanken an die verpassten Chancen waren stärker und so war ich topmotiviert und richtig hungrig auf die Langdistanz. Nach einem eher missglückten Start (1'40" -Fehler bei Posten 2) konnte ich mich kontinuierlich nach vorne arbeiten und so lag ich beim Zuschauerposten ,rund 15 Minuten vor dem Ziel, auf Rang 2 mit 20 Sekunden Rückstand. Nicht zuletzt dank den Erfahrungen aus ähnlichen Situationen in früheren WM-Rennen blieb ich ruhig und konzentriert und investierte alle Energie ins Kartenlesen. Mit 9 Bestzeiten auf den letzten 11 Abschnitten konnte ich den Rückstand in einen Vorsprung umwandeln. Nun war der ganze Druck, der sich mit jeder dieser 7 Silbermedaillen angestaut hatte, weg. Am Ziel seiner sportlichen Träume angelangt zu sein ist schon ein sensationelles Gefühl! Bereits am Tag danach galt es jedoch, mich aber nochmals voll zu konzentrieren für die WM-Staffel. Meine Beine fühlten sich nun das erste Mal in dieser Woche ziemlich müde an, doch damit musste ich im Vorfeld rechnen und war deshalb auch darauf eingestellt. Für unser Team sah es lange nicht danach aus, dass wir unser Medaillenziel erreichen würden. Kurz vor dem Ziel hatte aber der französische Schlussläufer Gueorgiou Probleme nach einem Bienenstich in den Hals und somit erbten wir den 3. Rang. Damit ging für mich eine super WM-Woche zu Ende: Mit den Rängen 1, 2, 3 und 4 hatte ich selbst nicht gerechnet und war überglücklich.

In der Herbstsaison konzentrierte ich mich dann voll und ganz auf das Weltcupfinale, da ich als Leader gute Chancen auf den Gesamtsieg hatte. Mit einer gezielten Vorbereitung, physisch wie auch technisch, schaffte ich es mich optimal für die beiden Läufe rund um Zürich vorzubereiten. Vor dem Duell mit dem vorherigen Weltcupsieger, Thierry Gueorgiou, war ich schon ziemlich nervös, auch weil ich mich selbst unter Druck setzte: Ich wollte den Gesamtweltcupsieg unbedingt, nicht zuletzt weil ich bereits drei Mal auf dem Podest war und ich mich dieses Jahr nicht wieder im letzten Moment überholen lassen wollte. Mit einem perfekten Lauf über die Mitteldistanz konnte ich dann den Gesamtsieg bereits vorzeitig sichern, was mich sehr freute und auch den Nerven gut tat. So konnte ich am Sonntag ohne den Druck des Gesamtweltcups nochmals zuschlagen und den Sprint im Irchelpark gewinnen. Einen besseren Abschluss dieser Saison hätte es wohl nicht geben können, denn an diesem Wochenende passte einfach nochmals alles zusammen - so wie das eigentlich schon die ganze Saison der Fall war. Für den Gesamtweltcup hatte ich schlussendlich genügend Spitzenresultate, sodass der Vorsprung mit 147 Punkten recht komfortabel war und die zählenden Ränge 1, 1, 1, 1, 2, 2, 2, 3, 4 und 4 hätten auch nicht viel besser sein können. Zu Beginn des Jahres hätte ich nie gedacht, dass ich diese Saison als Weltmeister, Gesamtweltcupsieger und Weltranglistenerster beenden könnte.

Auch national kann ich auf eine äusserst erfolgreiche Saison zurückblicken, denn bei allen Selektionsläufen und Schweizermeisterschaften konnte ich aufs Podest laufen und mir erstmals den Gesamtsieg im Biofarm-OL-Cup sichern. Ein weiterer Höhepunkt des Jahres war bestimmt der Sieg am Tiomila mit meinem norwegischen Club Kristiansand OK.

Dass ich mich vom Top- oder Flop-Läufer, wie man mich als Junior noch bezeichnen konnte, zu einem der konstantesten Weltklasseläufern entwickeln konnte, zeigen auch alle bisherigen WM- und EM-Resultate: Total startete ich bei 23 Rennen, 22 Mal lief ich in die TopTen und 10 Mal aufs Podest. Die Medaillenausbeute ist mit 44% sicher sehr gut, jene der Goldmedaillen im Vergleich dazu eher tief (4%).


 

Trainingsjahr 2008

Der Grundstein dieser erfolgreichen Saison war sicherlich ein gutes und verletzungsfreies Trainingsjahr. Nachdem ich im vorherigen Winter oft zu viel trainierte und meinen Körper zu sehr ans Limit brachte, konnte ich in meinem zweiten Profijahr von diesen Erfahrungen profitieren und mein Training vernünftiger planen und ausführen. Es ist aber auch so, dass die diesjährigen Erfolge nicht nur auf diesem Trainingsjahr basieren, denn über die letzten Jahre trainierte ich meist sehr gut und konnte mir somit eine gute und stabile Grundlage aufbauen. Seit fünf Jahren konnte ich den Trainingsumfang durchschnittlich um jeweils 11 Prozent steigern und in diesem Jahr zum ersten Mal mit der reinen Trainingszeit die 600-Stunden Grenze knacken. Ich glaube, das Limit mit diesen Zahlen noch nicht erreicht zu haben und hoffe, dass sich mein Körper noch an grössere Umfänge gewöhnen kann. Aber grosse Sprünge werde ich da wohl nicht mehr machen, da es mir auch wichtig ist, dass die Qualität des Trainings im Gleichgewicht mit der Quantität steht. Messen konnte ich die Fortschritte dieser Saison bei verschiedenen Leistungstests und auch mit den beiden 5000m-Rennen, die ich gelaufen bin. Mit 14:44 und 14:47 verpasste ich zwar mein Jahresziel knapp, jedoch bin ich beide Läufe aus dem Training und ohne spezifische Vorbereitung gelaufen.

Den Entscheid, voll auf den Sport zu setzen habe ich noch nie bereut und es macht mir extrem Spass, macht OL-Profi zu sein. So kann ich Training und Erholung optimal planen und habe auch Zeit, anderen Verpflichtungen nachzugehen. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist sicherlich dass ich es geschafft habe, trotz dem Druck des Profisportlers und dem eigenen Erfolgsdrang irgendwie locker zu bleiben und mich nicht zu verkrampfen. Aber egal wie gut es diese Saison lief, ich werde wieder hart an mir arbeiten müssen, damit all diese Faktoren auch nächstes Jahr wieder stimmen. Im Moment bin ich daran, das Training für die nächste Saison zu planen und neue Ideen zu entwickeln. Es ist sicherlich noch Steigerungspotenzial vorhanden, worauf ich mich natürlich freue!

Image

 

 


Haupt-Sponsoren









tobi

dispopharm

sportx

probst